Siedlung und Wirtschaft der Germanen
Die wesentlichste Lebensgrundlage aller Germanischen
Stämme war die Landwirtschaft. Der größte Teil der Germanischen
Bevölkerung bestritt seinen Lebensunterhalt durch Ackerbau und Viehzucht
(wobei hier sogar die Viehzucht noch überwog), nur die wenigsten waren
Händler oder Handwerker. Das dominierende Haustier war das Rind, als
Milch und Fleischlieferant und als Zugtier. Danach kam je nach Region
Schwein, Schaf und Ziege dazu und nicht zu unterschätzen die Haltung von
Hühnern, Gänsen und Enten. Als Nutztiere wurden noch Hunde, Katzen und
Pferde gehalten. Die Jagt von Wild wurde zwar eifrig betrieben, spielte
aber im ganzen nur eine Untergeordnete Rolle. Die Tiere wurden
zusammen mit den Menschen unter einem Dach untergebracht, da
Freilandhaltung im Winter aus klimatischen Gründen nirgendwo in
Germanien möglich war und sie so das Haus mit „aufgeheizt“ haben. Die
Tiere waren im Stallteil eines Langhauses, in Boxen beiderseits eines
Stallganges untergebracht, welcher nur durch eine Trennwand von dem
anderen, oft kleinere Wohnteil des Hauses abgeschottet war. Gerste
war die am meisten angebaute Feldfrucht. Andere Getreidesorten, wie z.B.
verschiedene Weizenarten, Hafer, Roggen und Hirse, waren zwar bekannt,
wurden allerdings nur wenig angebaut. Außerdem wurden die Ackerbohne
(hauptsächlich im Nordseeküstengebiet) und die Erbse gezogen. Flachs
(Lein) und auch Hanf sind sowohl wegen ihrer Ölhaltigen Früchte als auch
wegen ihrer Fasern angebaut worden. Obstbau, als auch das Sammeln von
Wildfrüchten, schien keine hohe Bedeutung zu haben. Als Ackergerät
wurde der Pflug (Ritzpflug) und die Egge eingesetzt. Weitere Werkzeuge
für die Landwirtschaft waren: Spaten, Hacke und Ziehharke, Sichel bzw.
Erntemesser und Sense im gebrauch. Da die Landwirtschaft das
Leben der Germanen geprägt hat, so war auch die Siedlungsstruktur danach
ausgelegt. Sie bewohnten keine Städte, stattdessen hatten sie eine
lockere, scheinbar unsystematische Struktur von einzelnen Höfen oder
kleinen Dörfern. Die Siedlungsplätze wurden unter den Gesichtspunkten
von Wasservorkommen, Bodengüte und klimatischer Gunst ausgewählt.
Durchgehend ähnlich war die Hofstruktur, welche scheinbar immer von
einer Familie bewirtschaftet wurde. Sie bestand aus dem Haupthaus,
welches Wohnung und Viehstall unter einem Dach vereinte. Und aus einigen
Nebengebäuden, welche als Arbeitsstätten und Lager dienten. Ein
Getreidespeicher wurde auf frei stehenden Pfosten errichtet, um das
Erntegut vor Feuchtigkeit und Mäusefraß zu schützen. Außerdem baute man
halb in den Erdboden eingetiefte Grubenhütten, die den Vorräten Schutz
vor extremer Kälte und Hitze boten, aber auch als Arbeitshütten genutzt
werden konnten, etwa zum Spinnen und Weben. Ebenerdige Häuser, kleiner
als das Haupthaus, konnten sowohl als Scheunen dienen wie auch
witterungsgeschützte Arbeitsflächen bieten. Um Raubtiere fern und das
eigene Vieh zusammenzuhalten war ein solches Gehöft meistens von einem
Zaun umschlossen. Diese Art Gehöft stand nun einzeln oder gruppiert in
einem mehr oder weniger lockeren Verband mit anderen und bildete ein
Dorf oder Weiler. Die Bauformen waren gebietsweise unterschiedlich.
So gab es z. B. im Nordgermanischen Flachland und Skandinavien das
dreischiffige Wohn- und Stallhaus, welches meistens eine reine
Pfostenbauweise war mit wänden aus Flechtwerk und Lehm (sehr selten auch
lose Gemauerte Steinwände). Daneben kamen Zweischiffige Häuser, welche
in manchen Gebieten sogar vorherrschten. Es gab Bauweisen, bei denen das
Dach auf Innenpfosten lag und auch kleinere Hausvarianten komplett ohne
Innenpfosten, bei denen die Dachlast auf den Wänden lag.
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