Kleidung der Germanen
Hier stehen die Geschichtskundigen und Archäologen vor
einem noch größeren Problem. Obwohl mehrere Arten von Quellen zur
Verfügung stehen, sind die Beschreibungen der antiken Autoren wenig
detailliert und beleuchten nur einen kleinen Sektor der germanischen
Stammeswelt. Im archäologischen Fundmaterial schließlich sind in der
Regel nur die Bestandteile erhalten, die nicht Verwesen konnten, Fibeln,
Schnallen und dergleichen. Textilfunde gehören zur Seltenheit, und auch
sie unterliegen unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen. Diejenigen
Textilfunde, mit denen etwas über Webtechnik, Farbe, Muster und
Zuschnitt eines Kleidungsstückes auszusagen ist, also über die
Kriterien, von denen zweifellos die deutlichsten Signale in Bezug auf
die soziale Zuordnung ausgegangen sind, sind so selten, dass ein
detailliertes Bild der Germanischen Kleidungsvielfalt auch nicht
ansatzweise erkennbar wird. Wir müssen uns also mit einigen recht
allgemeinen Beobachtungen begnügen. Man trug einen der Römischen
Tunika ähnlichen Kittel, der im Groben einer seitlich zusammengenähten
rechteckigen Stoffbahn entspricht, mit einem Loch für den Kopf und zwei
seitlichen Schlitzen für die Arme, wobei auch Ärmel angenäht sein
konnten. Er wurde von Männern bis knielang und von Frauen Knöchellang
getragen und wurde gegürtet. Er wurde dem Anschein nach nicht so weit
geschnitten wie die faltenreich getragene Tunika der Römer. Unter dem
Kittel trugen die Männer lange Hosen, oft sogar mit angenähten
Füßlingen. (Lange Hosen galten zu der Zeit als sehr Barbarisch) Der
dritte Teil der Oberbekleidung war der Mantel, welcher wie bei den
Römern als großflächiges, wirkungsvoll zu drapierendes Kleidungsstück
zweifellos die besten Möglichkeiten bot, Gruppenzugehörigkeit und
sozialen Rang zu demonstrieren. Es war ein großes, rechteckiges stück
Stoff aus Wolle (bei den Frauen gerne auch aus Leinen) das über die
Linke Schulter gelegt und über der rechten mittels einer Fibel
zusammengehalten wurde.
Schmuck der Germanen
Das Erscheinungsbild der Germanen und vor allem der
Germanin wurde auch in hohem Maße durch den der Tracht zugehörigen
Schmuck geprägt. Die Frauen trugen Halsschmuck aus Glas- und
Bernsteinperlen, mit goldenen Anhängern und anderem mehr, sie trugen -
wie gelegentlich auch Männer - Hals-, Arm- und Fingerringe, aber so gut
wie nie Ohrringe.
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