Waffentracht der Germanen
Zum äußeren Erscheinungsbild der Männer gehörten
zumindest in Kriegszeiten und bei öffentlichen Anlässen auch Waffen und
Rüstungen. Hier war die Frame, eine verhältnismäßig leichte Lanze,
eine der am häufigsten geführten Waffe, die sowohl zum werfen, als auch
zum Fechten verwendet wurde. Schwerter gab es einseitig und
beidseitig geschärft. Sie wurden zu anfangs seltener getragen, was an
der Schwierigkeit der Herstellung liegen konnte. Während der Latenezeit
(ca. 500 v. bis 0 n. Chr.) herrschte das lange zweischneidige Schwert
vor. Welches sich während der Römischen Kaiserzeit (0 n. bis ca. 400 n.
Chr.) jedoch mehr dem Römischen Gladius nähert. In der älteren Römischen
Kaiserzeit liegt die Länge meist bei max. 90 cm (meistens jedoch
kürzer), obwohl vor allem südlich in der Nähe der Römischen Provinzen
auch das Längere Germanische Reiterschwert seinen Einfluss ausübt. Das
einschneidige Schwert verschwindet in der jüngeren Römischen Kaiserzeit
fast komplett. Längere Schwerter (über ca. 80 cm) waren meist aus
damasziertem Stahl hergestellt. Eine weit verbreitete Form ist ein fast
ein Meter langes rapierartiges Schwert mit kräftig kantigem
Klingenquerschnitt. Eine solche Waffe war wohl als panzerbrechende
Stoßwaffe konzipiert, aufgrund seiner Länge jedoch durchaus auch zum
Hieb geeignet. Schilde waren vor allem im nördlichen Germanien zu
finden (was nicht heißt, dass sie im sonstigen Germanien nicht
eingesetzt wurden). Sie waren meist aufwendig bemalt, vermutlich um die
Zugehörigkeit darzustellen. Sie wurden eher leicht gebaut, mit auf Stoß
geleimten Eschenbrettern. Während der älteren Römischen Kaiserzeit
herrschten runde Schildformen vor. Es gab jedoch auch längliche,
sechseckige und breit-ovale Schildformen. Bei den Schildbuckeln
dominieren zu der Zeit meist kegelförmige Formen mit ausgezogener meist
scharfer Spitze. Zur jüngeren Römischen Kaiserzeit sind die Schilde nur
noch rund mit einem Durchmesser von ca. 50 bis 100 cm. Als Schildbuckel
werden sowohl welche mit aufgesetzter Stange als auch Halbkugelförmige
nach Römischen Vorbild eingesetzt. Gegen ende der Römischen Kaiserzeit
erhalten die Buckel ein Spitzgewölbtes Dach. Bögen fanden bei den
Germanen keine große Bedeutung. Sie dienten eher als Jagdwerkzeug denn
als Kriegswaffe. Erst zur jüngeren Römischen Kaiserzeit erhielten sie
Bedeutung als Kriegswaffe, was eventuell auf das Zusammentreffen mit
Römischen Bogenschützen zurückzuführen ist. Die Langbögen der Römischen
Kaiserzeit waren aus Eibe gefertigt, mit einer Länge von ca. 170 bis 200
cm. Äxte treten in der älteren Römischen Kaiserzeit nur in Kleinform
auf. Treten in der jüngeren Römischen Kaiserzeit jedoch wieder stärker
hervor und wurden auch größer. Als Wurfaxt waren sie ca. seit Mitte der
Römischen Kaiserzeit im gebrauch. Rüstungen, ob Kette oder Platte,
waren äußerst selten. Eisen hatten die Germanen nicht viel (sie
betrieben keinen Bergbau und trugen nur das Erz von der Oberfläche ab)
und die Herstellung war sehr aufwendig. Nur die Wohlhabenden unter ihnen
konnten sich so etwas leisten. Erbeutete Waffen und Rüstungen
wurden meist den Göttern geopfert. Nach dem Geschichtsschreiber Paulus
Orosi haben die von der jütischen Halbinsel abgewanderten Kimbern
im Jahr 105 v. Chr. nach ihrem Sieg über die Römer bei Arausio im
Rhônetal die gesamte Beute Vernichtet, und zwar im Vollzug eines (für
die Römer) neuartigen und ungewöhnlichen Verfluchungsritus. Rüstungen
und Pferdegeschirr wurden dabei zerhauen, sogar Gegenstände aus Gold und
Silber in den Fluss geworfen, die Pferde wurden ertränkt, die gefangenen
Feinde an den Bäumen aufgehängt. Auf diese Weise wurde dem Sieger keine
Beute zuteil und dem Besiegten kein Mitleid. Erst während der älteren
Römischen Kaiserzeit, als das Kriegertum ein regelrechtes Handwerk bei
den Germanen wurde, haben die Germanen mit Beutestücken ihre Ausrüstung
aufgewertet.
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